Die Kiwi (botanisch Actinidia) bildet eine eigenständige Pflanzenfamilie, zu der mehrere Gattungen gehören, die zum Teil nur einen Zierwert haben. Fruchtende, gärtnerisch nutzbare, Arten sind:
A. chinensis ist heute auch bei uns sehr verbreitet, wird jedoch nach wie vor schwerpunktmäßig in Neuseeland angebaut. Die Heimat von A. chinensis ist allerdings Südostasien, wo die Pflanzen schon seit rund 1200 Jahren angebaut werden. Erst um 1900 kamen erste Pflanzen und Samen nach Neuseeland, etwas später auch nach Florida und Europa. Wegen der ungünstigen klimatischen Verhältnisse in Europa (England und Frankreich) wurde der Anbau zunächst nicht weiter verfolgt, während sich die Produktionsfläche in Neuseeland ständig erweiterte. Der zunehmende wirtschaftliche Erfolg und die immer größer werdende Popularität der Kiwifrucht führte schließlich auch in Südeuropa zum Aufbau erster Produktionsflächen. Von 1960 bis 1970 entstanden erste Anlagen in Italien, Südfrankreich, Spanien und Griechenland.
Erst mit der Verbesserung der Frostresistenz gelang der Kiwi der Einzug in Deutschland. Die Züchtung konzentriert sich dabei auf die Kreuzung von A. chinensis mit den winterharten Arten A. arguta und A. kolomikta. Die neuen Sorten lassen sich in Deutschland zumindest in den Weinbaulagen erfolgreich anbauen. Im Hausgarten kann man dabei mit nur wenigen Pflanzen erhebliche Erträge erzielen. Als Kletterpflanze erfüllt die Kiwi im Hausgarten einen zusätzlich gestalterischen Aspekt.
Für eine erfolgreiche Kiwikultur ist ein humusoser, mittelschwerer, tiefgründiger Boden ideal. Leichte, stark sandhaltige Böden können den Wasseranspruch der Kiwi nicht erfüllen und sind ungeeignet. Schweren Lehmböden mangelt es an der Durchlüftung - die Wurzeln würden bei Staunässe bald zu faulen beginnen. Kiwi gelten als kalkfeindlich. Der ph-Wert sollte daher unbedingt unter 6 liegen - ideal ist ein schwach saures Milieu im Bereich von ph 4,5 bis 5,5 . In der Regel ist der Boden durch Zusatz von Torf zu verbessern.
Um eine gute Fruchtausreife in Richtung Herbst zu gewährleisten ist der Standort von zentraler Bedeutung. Ideal sind leicht geneigte Südhänge in windgeschützter Lage. Beim Anbau an Spalieren ist die Nord-Süd-Ausrichtung optimal - sie nutzt die Sonneneinstrahlung und Wärme am besten aus. Vorsicht vor der direkten Pflanzung an Hauswänden! Die Trockenheit bekommt den wasserdürstenden Pflanzen nicht - besser einen Mindestabstand von 50 cm einhalten. Da Kiwiblätter und -Früchte besonders windempfindlich sind, kommt dem Windschutz eine besondere Bedeutung zu. Die zarten, jungen Triebe, die zur Fruchterzeugung notwendig sind, brechen bei starkem Wind leicht ab. Ein Verbund aus rasch wachsenden Wildgehölzen (Sorbus, Crataegus, Cornus, Sambucus, ect) ist ideal. Gehölze mit hohen Wasserdedarf sollten unbedingt vermieden werden, da diese in direkter Konkurrenz zur Kiwipflanze stünden.
Der Bodenvorbereitung bei der Pflanzung ist höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Grundlegende Fehler können später nicht mehr korrigiert werden und gehen zu Lasten der Pflanzengesundheit und damit des Ertrages. Alle Arbeiten zielen auf der Verbesserung der Bodenstruktur, auch und vor allen des Untergrundes. Ideal ist es, wenn im Jahr vor der Pflanzung tiefwurzelnde Gründüngungpflanzen ausgesät werden. Tiefwurzler, wie Ackerbohne, Dünge-Lupine, Luzerne oder Ölrettich, können bis 100 cm tief wurzeln und so auch den Untergrund erschließen. Wichtig ist auch das sorgfältige Entfernen lästiger Dauerunkräuter, wie Disteln, Quecken, Winden, etc. Sie lassen sich in der Späteren Kiwikultur nur schwer bekämpfen.
Die Frühjahrspflanzung ab April-Mai ist der Herbstpflanzung vorzuziehen. Das Pflanzloch ist mindestens spatentief, besser 50x50 cm auszuheben. Dem Aushub mischen Sie reichlich Torf, Rhododendronerde oder (bei bereits niedrigem ph) Laubwalderde oder Kompost bei. Da die Schlinger reichlich Platz brauchen ist ein Pflanzabstand von 150-300 cm einzuhalten, je nach Sorte und Erziehungsform. Die jungen Pflanzen sind sofort zu stäben, da sie ohne den notwendigen Halt unweigerlich abbrechen würden. Im Pflanzjahr kann man auf eine Düngung mit mineralischen Düngen verzichten. Bewährt hat sich dagegen eine Mulchdecke aus Kompost (5-10 cm hoch) oder gut verrottetem Mist. Beide geben genügend Nährstoffe an die noch junge Pflanze ab und verbessern zusätzlich Bodenstruktur und -Klima.
Kiwis lassen sich als Schlinger gut an vorhandenen Gerüsten, Zäunen, Pergolen o.ä. ziehen. Aber Vorsicht: ab dem 5. Standjahr werden die Pflanzen mit vollen Fruchtbehang erheblich schwer, d.h. vorhandene Gerüste müssen entsprechend stabil und langlebig sein (Kiwipflanzen bleiben bis zu 50 Jahre ertragsfähig).
Sehr wichtig bei allen Spalieren ist die Nord-Süd-Ausrichtung. Nur so wird der optimale Lichteinfluß während des gesamten Tages garantiert. Die Baumpfähle zur Errichtung der Spaliere sollten möglichst stabil sein und Zopfstärken von 10-12 cm aufweisen. Die Pfähle sollten mindestens 250 bis 330 cm lang sein und wenigstens 50 cm tief in der Erde sitzen. Am Reihenende erfolgt eine zusätzliche Zugsicherung, die mit Hilfe eines Schraubankers oder Betonblock in Boden befestigt wird. Nach der Befestigung der Pfähle werden in der Höhe von 60 cm bis 200 cm 3 bis 4 Drähte gezogen. Bewährt hat sich 2,0 bis 2,5 mm starker verzinkter Draht. Mit Drahtspannern wird er auf Zug gebracht. Nicht bewährt hat sich Kunststoffvolldraht, da sich dieser mit den Jahren dehnt und das Gerüst instabil wird. Der Aufbau eines einfachen Spaliers wird im Bild links unten dargestellt:
Um den Kiwipflanzen mehr Unterstützung zu geben, kann das Eindrahtspalier zu einem T-Spalier (im Bild oben Mitte) mit bis zu 2 m Breite erweitert werden. An den Pfosten werden dazu stabile Querstangen angebracht, an deren Ende wieder Drähte gespannt werden. Dieses Spalier ist aufwändiger im Aufbau, es ermöglicht aber einen lockeren, breitgefächerten Pflanzenaufbau. Durch den Schnitt versucht man beide Seite des T-Spalieres gleichmäßig mit Fruchtästen zu garnieren.
Eine Besonderheit des T-Spaliers stellt die Erweiterung mittels eines zusätzlichen Drahtes, ca 30-40 cm oberhalb des Mitteldrahtes, dar. An diesen Draht werden männliche Bestäuber geführt. Der Blütenstaub fällt schon bei leichtem Wind auf die darunter befindlichen weiblichen Blüten (Im Bild oben ganz rechts).
Die Erziehung der jungen Kiwipflanzen an einem einfachen Spalier ist ähnlich wie bei den Weinreben zu handhaben:
- Im ersten Standjahr wird der Trieb senkrecht nach oben gezogen und jeweils an den Drähten befestigt
- im zweiten Standjahr werden die kräftigsten der entstehenden Seitentriebe waagrecht auf dem Drahtgerüst in Stellung gebracht. Sie bilden die späteren Leitäste
- ab dem dritten Standjahr bilden sich an den Leitästen Kurztriebe, die fruchten können. Im Rahmen des Sommerschnittes werden sie eingekürzt, um genügend Sonne an die Früchte zu bekommen.
- alle anderen Jungtriebe sind überflüssig und sollten spätestens beim Sommerschnitt entfernt werden - sie belasten den Spalieraufbau unnötig.
Der Winterschnitt dient in erster Linie dem Gerüstaufbau und dem Entfernen überflüssiger Äste. Die künftigen Fruchtträger sollen gleichmäßig über das Spalier verteilt sein und möglichst locker stehen. Der Zeitpunkt für den Winterschnitt liegt in der Zeit frostfreier Tage von Mitte Februar bis Mitte März. Der strengste Frost ist dann meist vorbei und die Pflanze steht noch nicht im Trieb. Bei Schnitterminen ab Mitte März könnte schon der Saftstrom einsetzen und an den Schnittwunden kann es zu erheblichen Saftaustritt kommen. Der Druck ist dann oft so enorm, dass auch Wundverschlußmittel nicht helfen. Wichtig ist daher Schnittarbeiten regelmäßig (jährlich) durchzuführen, um zu große Wunden zu vermeiden. Beim Winterschnitt sollte man mit Langtrieben zur Leitasterneuerung besonders vorsichtig umgehen, da die Äste sehr leicht an der Ansatzstelle abbrechen. Dem kann man bereits durch gezieltes Auslichten und Aufbauen im Rahmen des Sommerschnittes vorbeugen.
Der Sommerschnitt wird ab August durchgeführt, wenn die Früchte etwa Walnußgröße erreicht haben. Zu diesem zeitpunkt gibt es nur wenig Saftdruck und die Schnittstellen verheilen schnell. Außerdem sind die jungen Äste biegsamer als im Winter und lassen sich somit leichter formieren.
Wesentliche Aufgabe des Sommerschnittes ist das Einkürzen der einjährigen Triebe, an deren Basis die Früchte sitzen. Diese fruchtenden Langtriebe werden 5-7 Blattpaare hinter dem Fruchtstand gekappt. Die verbleibende Assimilationsfläche reicht für die Versorgung der Früchte völlig aus. Die Nährstoffe stauen sich nun bei den Früchten und diese werden besser versorgt. Beim Einkürzen der Triebe sollte man kleine und schlecht ausgebildete Früchte gleich mit entfernen. Es sollten nicht mehr als 6-8 Früchte pro Trieb belassen werden.
Daneben bereitet der Sommerschnitt auch die Erneuerung des Leitastgerüstes vor. Junge, günstig stehende Neutriebe werden freigeschnitten, damit sie sich bis zum Winter gut weiter entwickeln. Kleine, schwache, zu dicht stehende Neutriebe werden bereits komplett entfernt. Dieses bringt das nötige Sonnenlicht zur Fruchtausreife in den Strauch und erleichtert wiederum den Winterschnitt.
Wie bereits ausgeführt ist der richtige ph-Wert im Bereich von 4,5 bis 5,5 entscheidend für eine optimale Pflanzenernährung. Enthält der Boden zu viel Kalk (ph Werte >7,0), reagieren Kiwi unweigerlich mit klassischen Chlorosen. Das Laub beginnt sich aufzuhellen und wird schließlich gelb. Oft erfolgt auch ein vorzeitiger Laubfall bereits ab August - Früchte können dann nicht mehr reifen. In solchen Fällen sollte man versuchen mit Torf den Boden zu versauern und parallel die Chlorosen mit Hilfe von Eisenspritzungen zu beseitigen.
Die Düngung der Kiwi erfolgt organisch (bodenverbessernd) und mineralisch mit einem chlorfreien (blauen) Mehrnährstoffdünger. In den ersten beiden Standjahren genügen 30-40 g pro Pflanze eines Blauvolldüngers. Mit Beginn der Ertragsphase wird die Düngemenge auf 100-120 g pro Pflanze erhöht. Die Menge wird in 3 Gaben gegeben:
- im frühen Frühjahr mit dem Laubaustrieb 30-40 g
- im Sommer zur Blütezeit 40-60 g und
- im August zur Fruchtbildung nochmals 20-30 g.
Ab dem dritten Standjahr sind humusbildende, oragnische Dünger zusätzlich sinnvoll. Verwendet werden gut verrotetter Stalldung, Hornspäne oder Blutmehl. Letztere sollten mit etwas Torf vermischt und zur Abdeckung des Wurzelbereiches der Kiwi eingesetzt werden.
Die Kiwi hat mit rund 1500 mm Jahresmenge einen sehr hohen Wasserbedarf, wobei gut 1000 mm auf die Sommermonate entfallen. Dabei ist eine gute, gleichmäßge Wasserverteilung entscheidend. Für den Gartenbesitzer bedeutet dies, dass im Sommer bei anhaltender Trockenheit, insbesondere von Juli bis September, mindestens 1 x wöchentlich durchdringend gewässert werden muß. Dabei sollte der Durchwurzelungshorizont bis auf 30-40 cm durchfeuchtet werden. Je nachdem, wie viele Pflanzen versorgt werden müssen, bieten sich verschiedene Bewässerungssysteme (z.B. Micro Drip) zur Automatisierung der Bewässerung an.
Arguta-Kiwi (botanisch Actinidia arguta) ist im Gegensatz zu ihrer verwandten Art Actinidia deliciosa absolut winterhart. Sie ist glattschalig und kann direkt ab Strauch ohne zu schälen gegessen werden, wie Stachelbeeren. Sie werden daher auch häufig Beerenkiwi genannt.
Der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen beträgt 2 bis 3 m. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Der männliche Universalbestäuber ist die Sorte Nostino. Die Sorte Issai ist selbstfruchtbar. Bei genügend Platz sollten Sie 2 weibliche und eine männliche Sorte pflanzen - so ist reiche Ernte garantiert!
Die Arguta-Kiwi ist für unser Klima wie geschaffen.Sie benötigen lediglich einen sonnigen Standort und im Hochsommer genügend Feuchtigkeit. Nach einigen Jahren des sorgfältigen Gerüstaufbaues lassen sich dann problemlos 20-30 kg pro Pflanze und Saison ernten.
Da Beerenkiwi sehr pflegeleicht sind, dürfen sie in keinem Garten fehlen! Auf Grund der Wüchsigkeit lassen sich gut unschöne Ecken, Wände oder Zäune begrünen.
Für die Marktproduktion erfüllen bisher nur die A. chinensis-Sorten, insbesondere 'Hayward' die Ansprüche der Verbraucher. Für den Hausgarten nehmen die kleinen, grünschaligen A. arguta-Sorten eine immer größerer Bedeutung ein. ......
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