Zuvor kurz einiges Wissenswertes zur Orchideen im Allgemeinen. Die Familie der Orchideen ist entwicklungsgeschichtlich gesehen eine sehr junge Pflanzenfamilie, die Ihren Ursprung vor ca 50 Millionen Jahren im tropischen Asien hatte. Als junge Pflanzenfamilie haben die Orchideen ihr entgültiges Gesicht noch nicht gefunden. Diese Hypothese wird dadurch untermauert, dass nicht nur in den Züchtungslaboren, sondern auch in der Natur, durch Kreuzung verschiedener Arten ständig neue Formen hervorgehen, die so genannten Naturhybriden.
In der Entwicklungsgeschichte der Orchideen entstanden zuerst die terrestrischen Orchideen (= Erdorchideen). Die epiphytischen Orchideen (Baumaufsitzer) sind überwiegend Orchideen tropischen Ursprungs , die durch ihre Wuchsform in den tropischen Wäldern näher an das notwendige Sonnenlicht rückten. Die Epiphyten sind jedoch keine "Schmarotzer", die ihre Wirtspflanze irgendwie schädigen. Mit Hilfe ihrer Haftwurzeln klammern sie sich an Astgabeln oder Baumstämme. Die oft stark ausgeprägten Luftwurzeln nehmen die Feuchtigkeit aus der Luft auf.
Diese Informationen geben uns wichtige Hinweise zur Pflege der Orchideen. Epiphytische Orchideen werden durch zu viel Nässe stark gefährdet, da sie keinen ständig feuchten Wurzelballen kennen. Nach einem tropischen Regenguss läuft das Wasser sofort ab und die Feuchtigkeit wird in den schwammigen Luftwurzeln gespeichert. Luftwurzeln sollten daher stets an der Pflanze verbleiben und nicht gestört werden. Da der tropische Regen immer sehr warm ist, sollten Sie zum Gießen nur zimmerwarmes, abgestandenes Wasser verwenden. Auf kaltes Leitungswasser reagieren die Orchideen sensibel! Erkundigen Sie sich beim Orchideenkauf, ob es sich um eine terrestrischen Typ (z.B. Cymbidium, Paphiopedilum) oder epipytischen Typ (Phalaenopsis, Vanda, ...) handelt.
Eine weitere Besonderheit finden wir beim Bau der Orchideenpflanze. Man unterscheidet die monopodiale und sympodiale Wuchsform. Der Neutrieb einer monopodial (=einachsig) wachsenden Orchidee wächst immer in einer Richtung, in dem sich an der Spitze stets neue Blätter bilden und sich eine Art Stamm entwickelt. Die Blütenstände wachsen seitlich aus den Blattachseln. Zu diesen Vertretern gehören insbesondere Vanda und Phalaenopsis.
Die sympodial (=gemeinsamachsig) wachsenden Orchideen bilden die Mehrheit. Sie besitzen mehrere Triebe, die über gemeinsame wurzelartige Hauptachse, das so genannte Rhizom, verbunden sind. Pro Vegetationsperiode wird meist nur ein neuer Trieb gebildet. Mit jedem Trieb wächst gleichzeitig das Rhizom ein Stück weiter und die Pflanze verlagert sich in eine Richtung. Alte Triebe sterben dabei ab. Das Wissen um eine monopodiale oder sympodiale Orchidee wird in der Pflege wichtig beim Umpflanzen bzw Umtopfen. Bei sympodialen Orchideen werden tote Wurzeln und vertrocknete Triebe bis auf 3-5 kräftige, frischgrüne Triebe entfernt. Dann wird die neue Pflanze am Topfrand eingesetzt, so dass sich das Rhizom zur Topfmitte hin entwickeln kann. Beim Umtopfen monopodialer Orchideen werden nur verfaulte, abgestorbene Wurzeln entfernt und die Pflanze dann in ein größeres Gefäß gesetzt. Luftwurzeln sollten dabei so wenig wie möglich beschädigt oder entfernt werden. Wichtig: nach dem Umtopfen 2-4 Tage nicht gießen und erst danach vorsichtig angießen oder, bei Epiphyten, auch nur sprühen.
Epiphytisch wachsende Orchideen sind sehr nässeempfindlich. Für diese Pflanzen sind wasserdurchlässige, luftige Pflanzgefäße, wie Holzkörbchen oder Weidenkörbchen (ohne Folie) ideal. Epiphyten mit sehr langen Luftwurzeln können mit Nylonschnur oder rostfreiem Draht auch aufgebunden werden. Hierzu eignen sich besonders Korkeichenrinde, Weinrebhölzer oder Robinienholz. Der ideale Pflanzstoff für Epiphyten ist Sphagnummoos, das Überschußwasser sofort abgibt, trotzdem feucht bleibt, so dass die Wurzeln sehr gerne in dieses Medium hineinwachsen.Wichtig: Orchideen sollten nicht öfter als alle 2-3 Jahre umgepflanzt werden, da das Umpflanzen immer eine Störung der Pflanze darstellt. Warten Sie mit dem Umpflanzen, bis die Orchidee sehr stark verwurzelt ist und sich aus dem Topf herausdrückt. Warten Sie in jedem Fall mit dem Umpflanzen bis zum Ende der Ruhezeit (Winterausgang / frühes Frühjahr). Mit dem Einsetzen des neuen Wachstums ab dem Frühsommer können Sie auch wieder Düngen. Verwenden Sie unbedingt nur Orchideendünger, der wesentlich schwächer konzentriert ist, als herkömmliche Blumendünger. Düngen Sie in der Wachstumszeit regelmäßig alle 2-3Wochen.
Der Anspruch der Orchideen an Licht und Wärme variiert gemäß den verschiedenen Arten stark. Erkundigen Sie sich daher nach den speziellen Bedürfnissen Ihrer Pflanzen. Ein Wegweiser für die Licht- und Wärmebedürftigkeit ist die Konsistenz der Blätter. Orchideenarten mit fleischigen oder ledrigen Blättern vertragen mehr Sonnenlicht und Wärme, als Arten mit weichen und zarten Blättern. Die folgende Tabelle gibt einen Überblich über die Orchideenpflege im Jahresverlauf.
Im Spätwinter / Frühjahr bei zunehmender Lichtmenge erfolgt der Neutrieb. Das bedeutet: jetzt mehr Wasser geben und erste , schwach dosierte Düngergaben mit Orchideendünger
Im Frühsommer / Sommer wächst die Orchidee. Sie braucht jetzt Nährstoffe (regelmäßige Düngegaben), Wasser und Wärme
Im Spätsommer / Herbst reifen die neuen Triebe und es erfolgt die Bildung der Blütenanlagen. Die Zauberformel für den Blüherfolg heißt jetzt: Ruhezeit bei weniger Wasser, viel Licht und nächtliche Temperaturabsenkung um mindestens 4-6°C
Im Herbst / Winter durchlaufen die meisten Orchideen eine ausgeprägte Ruhephase, die den tropischen Trockenperioden entspricht. Geben Sie Ihrer Orchidee jetzt viel Licht und nur minimal Wasser.
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